Der blutige Weg: Von Versteckspiel zum free flow

Eine Reise von Scham zu Selbstbestimmung: meine persönlichen Erfahrungen mit Menstruation, Free-Bleeding und Menstruationsslips. Dieser Text lädt dazu ein, Körperwissen neu zu denken – und die eigene Beziehung zum Zyklus sanft zurückzuerobern, auf die Weise, die für dich stimmig ist.

Lea Neumeyer

12/2/20254 min read

a red wall with a fire hydrant on it
a red wall with a fire hydrant on it

Hinweis: In diesem Text verwende ich Begriffe wie „Frauen“, „weiblich“ oder „Vulva“ nur, um historische und kulturelle Konstruktionen zu benennen.
Wenn ich von Menstruation spreche, meine ich alle
Menschen, die menstruieren, unabhängig von Geschlecht oder Identität.
Körper sind vielfältig – und Sprache hier ist Annäherung, kein Ausschluss.

Außerdem: Das, was ich beschreibe, ist mein persönlicher Weg, geprägt von meinen Möglichkeiten, meinem Lebensstil und meinen körperlichen Erfahrungen.
Nicht alle Menschen haben dieselben räumlichen, körperlichen, finanziellen oder sicherheitsbezogenen Bedingungen.
Jede Art zu menstruieren ist gültig.
Mein Weg ist nur einer von vielen.

Der Anfang: Scham, Unsichtbarkeit & der Wunsch, bloß nichts zu zeigen

Lange Zeit war meine Menstruation etwas, das versteckt werden sollte.
Trotz einer offen eingestellten Mutter fühlte ich diese bekannte Mischung aus Peinlichkeit, Unsicherheit und dem Versuch, bloß keine sichtbare Spur zu hinterlassen.

Diese kulturelle Scham war stärker als jede persönliche Haltung.
Menstruation sollte nicht auffallen, nicht stören, nicht existieren.

Erst viel später begann ich, den Zyklus als etwas anderes zu sehen:
als Rhythmus, als Körperwissen, als Prozess.

Die Menstruationstasse: Empowerment, aber auch Blockade?

Der erste große Wendepunkt war die Menstruationstasse.
Plötzlich war mein Blut nicht mehr „unsichtbar“, sondern etwas, das ich sehen, fühlen, ausleeren musste.

Das war befreiend – fast schon stolz machend.
Ein Schritt von der Scham zur Selbstverbundenheit.

Später lernte ich jedoch, dass die Tasse nicht für alle Körper ideal ist, und dass sie auch bei mir bestimmte Prozesse beeinflusste.
Viele traditionelle Weisheiten sagen:

„Steck nichts hinein, wenn etwas herauskommt.“

Und tatsächlich: Die Tasse kann die feine Kommunikation zwischen vaginalen Wänden, Zervix und Gehirn verändern.
Nicht schlimm – aber spürbar.
Für manche Menschen passt sie gut.
Für andere nicht.
Alles ist legitim.

Der Menstruationsschwamm – weich, organisch, anpassungsfähig

Nach Jahren mit dem Cup kam der Menstruationsschwamm in mein Leben – ein weiches, organisches Material, das sich dem Körper anpasst, statt umgekehrt.

Fun Fact:
Menstruationsblut und Meerwasser sind mineralisch erstaunlich ähnlich.

Für mich fühlte sich der Schwamm natürlicher an. Ich habe das Gefühl, dass sich der Schwamm eher den Vaginalwänden anpasst, anstatt wie bei der Tasse, sich die Wände ihr anpassen.
Aber auch hier gilt: Nicht für alle, nicht überall, nicht immer.

Tip:
Ab und zu in starken Schafgarben-Tee legen und in der Sonne trocknen – sanft und antimikrobiell.

Free-Bleeding: Wenn der Körper Spricht

Vor einigen Jahren begann ich behutsam mit Free-Bleeding – nicht als Anspruch, nicht als „richtige“ Methode, sondern aus Neugier und Verbundenheit.

Ich wollte lernen, wieder zu spüren.
Zu merken, wann das Blut kommt.
Auf den Körper zu hören statt ihn zu steuern.

Ich lebe viel draußen, habe Raum, Privatsphäre und Sicherheit – das ist ein Privileg, das nicht alle Menschen haben.
Für mich fühlt es sich natürlich an, das Blut manchmal direkt an die Erde zurückzugeben.
Wenn das nicht möglich ist, nutze ich meine Free-Bleeding-Blanket – schön, weich, wasserdicht.

Auch hier gilt:
Free-Bleeding geht nicht für alle Körper, Lebenssituationen, Arbeitsrealitäten oder Traumageschichten.
Und das ist vollkommen okay.

Menstruationsunterwäsche – Liebe, Alltag & Off-Grid-Logistik

Menstruationsslips sind für mich eine wunderbare Ergänzung:
weich, nachhaltig, chemiefrei, unkompliziert. Ich habe meine aus DM und bin happy damit.

Aber… ich habe nur vier Stück....Vier!

Das bedeutet:
Es entsteht eine ganz eigene Form von Zykluslogistik:

  • Sind die Slips rechtzeitig gewaschen?

  • Trocknen sie schnell genug?

  • Kriege ich die Waschmaschine so voll, dass ich die Slips mitwaschen kann?

Handwäsche geht – fühlt sich für mich aber nicht so gut an wie Maschinenwäsche. Fühlt sich anders an, riecht anders.

Ich erzähle das, weil Menstruation eben nicht nur biologisch ist, sondern auch alltagspraktisch, situativ, oft improvisiert.
Und das gehört genauso dazu.

Mein eigentliches Learning

Der größte Wandel war nicht die Tasse, der Schwamm oder das Free-Bleeding.
Sondern Folgendes:

Ich orientiere mein Leben nicht mehr an meiner Blutung –
sondern meine Blutung an meinem Leben.

Aber in einem liebevollen, nicht kontrollierenden Sinne.
Ich zwinge meinem Körper nichts auf, was er gerade nicht möchte.
Ich tue nichts in ihn hinein, was ich nicht auch in meinen Mund stecken würde.
Und ich erlaube mir, jeden Zyklus neu zu fühlen, was gerade passt.

Körper sind verschieden.
Kulturen sind verschieden.
Lebensrealitäten sind verschieden.
Und jeder Weg ist gültig.

Und du?

Wie sieht deine Beziehung zur Menstruation aus?
Welche Produkte nutzt du – und warum?
Was hat sich für dich verändert, oder darf sich noch verändern?

Ich freue mich über jede ehrliche Erfahrung und jedes Teilen.

Blutige Grüße!

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